01.12.2025
Bau
E-Ladestationen - Chancen der Zukunft für Vermieter
Warum E-Ladestationen für Vermieter in Österreich jetzt ein Vorteil sind. Alles zu Recht, Technik, Kosten und Förderungen in Österreich einfach erklärt.
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Warum Ladeinfrastruktur für dich als Vermieter jetzt wichtig wird
E-Autos sind längst im Alltag angekommen. In Österreich steigt die Zahl der Stromer jedes Jahr weiter, und mit jedem neu zugelassenen E-Auto wächst der Druck auf den Wohnungsmarkt, denn wo laden all diese Fahrzeuge eigentlich zuverlässig, sicher und bequem?
Für dich als Vermieter:in bedeutet das, die Ladeinfrastruktur wird zu einem echten Wettbewerbsfaktor. Ähnlich wie Glasfaser-Internet oder ein guter Fahrradraum im urbanen Gebiet erwarten viele Mieter:innen heute die Möglichkeit, ihr Auto zuhause aufzuladen. Fehlt das, wandern qualitative Mieter:innen oft einfach zur nächsten Immobilie weiter, die moderner ausgestattet ist.
Gleichzeitig haben sich in Österreich die rechtlichen Rahmenbedingungen verändert. Seit der WEG-Novelle 2022 gibt es das Prinzip „Right to Plug“. Wohnungseigentümer:innen haben einen Anspruch darauf, eine E-Ladestation zu errichten, sofern keine gewichtigen Gründe dagegensprechen. Das nimmt dir zwar nicht jede Entscheidung ab, sorgt aber dafür, dass du dich früher oder später mit dem Thema konfrontiert werden wirst. Wenn du strategisch planst, kann Ladeinfrastruktur ein echter Vorteil für deine Immobilie sein. Du steigerst die Attraktivität deiner Wohnungen, vermeidest zukünftige Konflikte und kannst im besten Fall sogar zusätzliche Einnahmen generieren, etwa über Abrechnungsmodelle oder eine langfristige Wertsteigerung deiner Immobilie. In diesem Artikel bekommst du einen klaren Überblick über die rechtlichen Vorgaben, technische Möglichkeiten von der Einzel-Wallbox bis zur gemeinschaftlichen Lösung, Kosten, Wirtschaftlichkeit und Förderungen, typische Risiken und wie du sie vermeidest
Damit bist du bestens vorbereitet, wenn die nächste Anfrage zur Ladeinfrastruktur in deinem Mehrparteienhaus auftaucht und kannst souverän entscheiden, welche Lösung für deine Immobilie wirklich Sinn ergibt.
Rechtliche Rahmenbedingungen zur Ladeinfrastruktur
Wenn in einem Mehrparteienhaus eine E-Ladestation installiert werden soll, berührt das sowohl das Miet- und/oder Wohnungseigentumsrecht als auch bauliche und elektrische Vorschriften. Ob du als Vermieter:in zustimmen musst und unter welchen Bedingungen, hängt daher vom konkreten Vertrags- und Eigentumsverhältnis ab. Wichtig ist, mit der WEG-Novelle 2022 wurde im Wohnungseigentumsrecht das sogenannte ‚Right to Plug‘ eingeführt.D.h Stellplatz-Eigentümer:innen können grundsätzlich auf eigene Kosten eine Ladestation an ihrem zugewiesenen Stellplatz errichten, sofern die wichtigen Interessen der übrigen Miteigentümer:innen nicht überwiegen und die erforderliche Bekanntgabefrist eingehalten wird. Für deinen Mieter:innen gelten dagegen aber die mietrechtlichen Regeln (u.a. im Rahmen des MRG) In Häusern mit Eigentumswohnungen (WEG) entscheidet grundsätzlich die Eigentümergemeinschaft über bauliche Änderungen. Eine E-Ladestation im Gemeinschaftsbereich gilt unter Umständen als wesentliche bauliche Maßnahme und es kann eine Zustimmung per Gemeinschaftsbeschluss nötig sein. Dabei darf eine Minderheit nicht allein blockieren, wenn Maßnahme und Kostenverteilung transparent dargestellt sind. Im Falle von E-Ladestation genügt durch das „Right to Plug“ (WEG-Novelle 2022) für dich als Eigentümer:in und Vermieter:in meinst eine ordentliche Bekanntgabe und ein fehlender Widerspruch innerhalb der vorgesehenen Frist (in der Praxis typischer Weise zwei Monate). Wenn ein Widerspruch erfolgt, ist die Zustimmung der Eigentümergemeinschaft oder notfalls eine gerichtliche Zustimmungsersetzung erforderlich.
Mieter:innen kann die Einwilligung durch dich als Vermieter:in zur Montage einer Wallbox unter bestimmten Umständen zustehen, insbesondere, wenn kein unverhältnismäßiger Aufwand oder bauliches Hindernis vorliegt (MRG). Der Einbau darf nicht pauschal verweigert werden, solange Technik und Sicherheit gewährleistet sind, der Zähler entsprechend abgewickelt wird und in Gemeinschaftseigentum nicht die Interessen anderer Eigentümer:innen beeinträchtigt werden.
In jedem Fall sind bauliche Eingriffe und Stromanschlussanpassung durch zertifizierte Fachbetriebe, wie ein konzessionierter Elektrobetrieb, notwendig. Muss ein neuer Hausanschluss gelegt oder eine zentrale Elektroverteilung verändert werden, brauchst es von dir als Vermieter:in eine Zustimmung. Ohne korrekte technische Umsetzung drohen Haftungsrisiken und Probleme mit Versicherung oder Netzbetreiber.
Wichtig: Alle Vereinbarungen zu Kosten, Betrieb, Zugang und Rückbau sollten schriftlich fixiert werden. Das schafft Klarheit und schützt dich vor späteren Streitigkeiten.
Technische und bauliche Varianten von Ladelösungen
Bevor du dich für eine Ladeinfrastruktur entscheidest, solltest du verstehen, wie unterschiedlich die technischen Varianten sind. Denn ob du eine einzelne Wallbox oder ein ganzes Mehrparteien-System planst, denn die Anforderungen an Anschluss, Kosten und Organisation unterscheiden sich deutlich.
Wallbox für Einzelstellplätze – die klassische Lösung
Für einzelne Parkplätze, egal ob im Freien, unter einem Carport oder in der Garage, wird in der Regel eine Wallbox installiert. Sie lädt meist mit 3,7 kW bis 11 kW, selten mit 22 kW. Je nach Netzbetreiber ist ab einer bestimmten Leistung eine Bewilligung bzw. Meldung erforderlich. Wichtig ist frühzeitig zu klären, ob und unter welche Voraussetzungen eine Meldung an den Netzbetreiber zu erfolgen hat.
Eine Wallbox arbeitet je nach Modell einphasig oder dreiphasig. Dreiphasiges Laden verkürzt die Ladezeit deutlich, benötigt aber eine entsprechend dimensionierte Hausinstallation. Für dich als Vermieter:innen ist wichtig:
Die Wallbox muss fix installiert und fachgerecht abgesichert werden.
Die Elektroinstallation muss einen eigenen Zähler oder eine messbare Unterverteilung besitzen, damit die Stromkosten korrekt zugeordnet werden können.
Manche Modelle ermöglichen authentifiziertes Laden (RFID, App), was hilfreich ist, wenn mehrere Personen Zugang zur Garage haben.
Wichtig: Wallboxen gelten als klassische „Slow-Charging-Lösung“, ideal für nächtliches oder längeres Laden.
Gemeinschaftliche Ladeinfrastruktur im Mehrparteienhaus
In größeren Häusern oder Tiefgaragen empfiehlt es sich, nicht jede Wallbox einzeln zu planen, sondern eine zentrale Ladeinfrastruktur aufzubauen. Dabei wird ein gemeinsamer Stromanschluss, eine Lastmanagement-Steuerung und eine vorgelagerte Leitungstrasse geschaffen, an die nach und nach einzelne Ladepunkte angeschlossen werden können.Das Lastmanagement verhindert Überlastungen des Hausanschlusses, indem verfügbare Leistung intelligent auf die aktiven Ladepunkte verteilt wird. Außerdem wird die Installation skalierbar, sprich Mieter:innen können später eigene Ladepunkte hinzufügen, ohne die Elektrozentrale erneut umbauen zu müssen. Weiters kann die Abrechnung über Mieter-Zähler, Nutzerkonten oder ein Backend-System automatisiert erfolgen und transparent geregelt werden. Darüberhianus gibt Es gibt staatliche Förderungen speziell für mehrparteientaugliche Ladeinfrastruktur, die nur für solche gemeinschaftlichen Systeme gelten. Also lohnt sich gerade bei Neubauten oder größeren Bestandsanlagen diese Lösung wirtschaftlich und technisch eindeutig.
Kombination mit Photovoltaik – Laden mit eigenem Strom
Eine besonders attraktive Lösung ist die Kombination der Ladestation mit einer Photovoltaikanlage. So lässt sich ein Teil des benötigten Stroms direkt vor Ort erzeugen, das senkt die laufenden Betriebskosten, verbessert die CO₂-Bilanz und steigert langfristig den Wert der Immobilie. Für einen zuverlässigen Betrieb ist jedoch ein intelligentes Energiemanagementsystem erforderlich, das den PV-Überschuss erkennt und die Ladeleistung entsprechend anpasst. Werden mehrere Ladepunkte betrieben, muss die Photovoltaikanlage zudem in das bestehende Lastmanagement eingebunden werden. Weitere Informationen zu technischen Voraussetzungen, Fördermöglichkeiten und steuerlichen Rahmenbedingungen finden sich im bereits bestehenden Flatwise-Artikel zum Thema Photovoltaik. Richtig geplant kann die Verbindung aus PV-Anlage und Ladeinfrastruktur zu einem echten Standortvorteil werden, besonders in ländlichen Regionen, in denen viele Mieter:innen pendeln.
Lesetipp: Was du als Vermieter:in über PV-Anlagen wissen musst erfährst du in unserem Artikel zu PV-Anlagen
Kosten, Förderungen und Wirtschaftlichkeit von E-Ladestationen
Bevor du eine Ladelösung in deinem Gebäude realisierst, solltest du klar wissen, welche Kosten auf dich zukommen und wie du sie mit Förderungen abfedern kannst. Die Bandbreite ist groß – je nachdem, ob du nur eine einzelne Wallbox installierst oder eine komplette Mehrparteien-Ladeinfrastruktur aufbaust.
Typische Kostenblöcke
Eine Wallbox selbst ist meist der kleinere Teil des Gesamtprojekts. Die entscheidenden Faktoren liegen in der Elektroinstallation und anderen Kosten. Wichtige Kostenblöcke sind:
Wallbox: Je nach Ausstattung und Hersteller üblicherweise im unteren bis mittleren vierstelligen Bereich.
Elektrische Zuleitung & Absicherung: Kosten variieren stark je nach Leitungslänge, Bauweise und ob neue Kabeltrassen notwendig sind.
Umbauten am Zählerplatz oder Unterverteiler: Kann notwendig werden, wenn zusätzliche Sicherungen, ein weiterer Zähler oder Messmodule installiert werden müssen.
Hausanschluss-Erweiterung: Fällt nur an, wenn dein aktueller Netzanschluss die zusätzliche Leistung nicht mehr abdecken kann. Das ist vor allem bei mehreren Ladepunkten relevant und kann kostenintensiv werden.
Backend- oder Abrechnungssysteme bei gemeinschaftlichen Lösungen: Monatliche Gebühren oder Systemkosten je Ladepunkt sind möglich.
Entscheidend ist daher, dass eine seriöse Fachfirma immer vorab ein technisches Konzept und einen Kostenvoranschlag erstellen sollte, damit du nicht in böse Überraschungen läufst.
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Überblick über Fördermöglichkeiten
Der Ausbau von Ladeinfrastruktur wird in Österreich weiterhin stark gefördert. Die Programme ändern sich jedoch regelmäßig, weshalb du Förderbedingungen und Fristen immer aktuell prüfen musst. Typische Förderschienen:
Bundesförderungen (z. B. über die KPC): Zuschüsse für private Wallboxen und, besonders interessant für Vermieter:innen, für mehrparteientaugliche Ladeinfrastruktur inklusive Leitungsinstallationen und Lastmanagement. Hier zur Förderstelle
Landesförderungen: Viele Bundesländer bieten zusätzliche Zuschüsse an, die teilweise sogar Planungskosten oder die Kombination mit Photovoltaik unterstützen.
Umwelt- und Energieprogramme: Manche Gemeinden oder Energieversorger vergeben eigene Förderungen oder Bonusmodelle, vor allem wenn die Ladestation intelligent steuerbar ist oder an erneuerbare Energie gekoppelt wird.
Wichtig: Förderungen müssen grundsätzlich vor Projektstart beantragt werden. Wenn du zu früh montierst oder den Auftrag vergibst, verlierst du oft den gesamten Anspruch.
Wirtschaftlichkeit & langfristiger Nutzen
Ob sich eine Ladeinfrastruktur wirtschaftlich lohnt, hängt nicht nur davon ab, wie häufig sie genutzt wird, sondern ebenso davon, wie geschickt du sie in dein Vermietungskonzept einbindest. Richtig geplant kann sie zu einem echten Mehrwert für deine Immobilie werden. So steigert eine moderne Ladeinfrastruktur in vielen Fällen die Vermietbarkeit: Immer mehr Mieter:innen bevorzugen Wohn- und Gewerbeobjekte, die bereits über Lademöglichkeiten verfügen, bei Neubauten und auch Liegenschaften mit höher Wohnqualität wird dies inzwischen fast als Standard erwartet. Auch der Gebäudewert profitiert deutlich, denn Immobilien mit zukunftsfähiger Technik erzielen häufig höhere Verkaufspreise oder lassen sich zu besseren Konditionen neu vermieten.
Besonders attraktiv wird das Ganze, wenn eine Photovoltaikanlage vorhanden ist. Überschüssiger Solarstrom kann direkt für das Laden genutzt oder deinen Mieter:innen angeboten werden, was nicht nur die Betriebskosten reduziert, sondern auch die Nachhaltigkeit des gesamten Standorts stärkt. Zusätzlich eröffnet eine Ladeinfrastruktur auch Potenziale für zusätzliche Einnahmen: Je nach gewähltem Modell kannst du Ladepunkte als optionale Zusatzleistung vermieten oder den Stromverbrauch nutzungsbasiert abrechnen. So lässt sich die Investition langfristig sinnvoll refinanzieren und du positionierst deine Immobilie zugleich als zukunftsorientiert und attraktiv.
Umsetzung und Genehmigungen
Rein finanziell ist eine Wallbox keine Goldmine, aber als Zusatznutzen und Standortvorteil kann sie deine Immobilie entscheidend aufwerten. Und je früher du eine gemeinschaftlich nutzbare Infrastruktur schaffst, desto kostengünstiger wird es, wenn weitere Ladepunkte folgen.
Ablauf der Umsetzung
Technisch beginnt die Prüfung mit dem Hausanschluss: Reicht die vorhandene Kapazität aus oder braucht es eine Aufrüstung? Frag den lokalen Netzbetreiber frühzeitig, meist verlangt er eine Anmeldung, manchmal auch eine Leistungsanpassung oder einen neuen Zähler. Parallel lässt du durch einen konzessionierten Elektrobetrieb den Ist-Zustand der Elektroverteilung prüfen. Absicherungen, Leitungslängen, Potentialausgleich und ob Platz für zusätzliche Zähler oder ein intelligentes Lastmanagement vorhanden ist sollte fachmännisch geprüft werden. Gerade bei mehreren Ladepunkten ist ein Lastmanagementsystem Pflicht, um Überlastungen zu vermeiden und Fördervoraussetzungen zu erfüllen.
Die eigentliche Installation gehört dann ebenso unbedingt in fachkundige Hände. Beauftrage einen zertifizierten Installateur bzw. ein konzessioniertes Elektrotechnikunternehmen, das die Inbetriebnahme, Dokumentation und Prüfung vorschriftsgemäß durchführt.
Lass dir Prüfprotokolle, Messwerte und die Einbauunterlagen aushändigen, denn diese Unterlagen brauchst du für Versicherungen, den Netzbetreiber und mögliche Förderstellen.
Wenn die Ladeeinrichtung als Gemeinschaftsanlage geplant ist, regle im Vorfeld verbindlich Betrieb, Zugang und Abrechnung: Wer darf laden, wie wird der Strom verrechnet (Zähler, Backend, Nutzerkonto), wer trägt Wartung, Reparaturen und Ersatzinvestitionen? Solche Vereinbarungen gehören in eine schriftliche Betriebsordnung oder Vereinbarung aller Beteiligten. Ebenfalls sinnvoll ist eine genaue Regelung zum Rückbau, falls eine Ladestation wieder entfernt werden muss.
Lesetipp: Eigentümerversammlung erklärt – Leitfaden für Vermieter in Österreich
Beantrage Förderungen rechtzeitig, also meist vor Projektstart, kläre Versicherungsfragen (Haftungsumfang, Zusatzdeckung für Auflagefälle), dokumentiere alle Vereinbarungen schriftlich und archiviere Installations- und Prüfunterlagen sorgfältig. So minimierst du rechtliche und technische Risiken und stellst sicher, dass die Ladeinfrastruktur langfristig funktioniert und rechtssicher betrieben wird.
Vor- und Nachteile aus Vermieter-Sicht
Für Vermieter:innen kann eine eigene oder gemeinschaftliche Ladeinfrastruktur ein deutlicher Wettbewerbsvorteil sein. Immobilien mit E-Lademöglichkeit gelten als moderner, nachhaltiger und zukunftssicher, besonders in städtischen Lagen steigt dadurch die Nachfrage spürbar. Viele Mieter:innen bevorzugen Wohnungen mit fixem Ladepunkt, was Leerstandsrisiken reduziert und eine stabile Vermietbarkeit unterstützt. Langfristig kann sich die Investition zudem positiv auf den Immobilienwert auswirken, insbesondere wenn die Ladeeinrichtung technisch sauber integriert, gut dokumentiert und bei Bedarf auch für mehrere Nutzer:innen ausbaubar ist.
Gleichzeitig sollten Vermieter:innen typische Herausforderungen kennen. Die Anfangsinvestition kann, je nach Gebäude, Leitungswegen und notwendiger Anpassung des Hausanschlusses, merklich ausfallen. Auch die laufende Organisation spielt eine Rolle: Wer trägt die Stromkosten? Wie wird abgerechnet? Wer übernimmt Wartung, Störungen oder den Austausch defekter Komponenten? In Mehrparteienhäusern kommen potenzielle Konflikte innerhalb der Eigentümergemeinschaft hinzu, etwa über Kostenverteilung, Lastmanagement oder die grundsätzliche Zustimmung zum Einbau. Technische Grenzen des Bestands (z. B. geringe Anschlussleistung oder lange Leitungswege) können zusätzliche Maßnahmen erforderlich machen.
Die Vorteile überwiegen für Vermieter:innen meist deutlich, aber nur, wenn technische Machbarkeit, Betriebskonzept und Kostenverteilung von Beginn an klar geregelt sind. Eine sorgfältige Planung reduziert Risiken, erhöht die Akzeptanz und stellt sicher, dass die Ladeinfrastruktur langfristig zuverlässig und wirtschaftlich funktioniert.
Eigeninstallation durch Mieter und Abrechnung der Kosten
Eigeninstallation
Wenn Mieter:innen selbst ein E-Auto besitzen, dürfen sie grundsätzlich eine eigene Wallbox installieren lassen, allerdings nur mit deiner Zustimmung und auf ihre Kosten. Dieses Recht folgt aus den mietrechtlichen Bestimmungen, gilt aber nur, wenn keine wichtigen Interessen der Vermieterseite entgegenstehen (z. B. technische Unmöglichkeit oder unverhältnismäßige Belastung der Allgemeinflächen). Solltest du eine Wohnung in Eigentümergemeinschaft (WEG) vermieten und du hast dich mit deinen Mieter:innen auf die Installation einer Ladestation verständigt, kannst du dies über „Right to Plug“ lösen. Du musst die anderen Eigentümer:innen informieren und erfolgt kein Widerspruch in der vorgesehen Frist, so ist die Installation in der Regel zulässig. Wichtig ist, dass die Installation ausschließlich durch einen befugten Elektrobetrieb erfolgt und die gesamte Dokumentation (Prüfprotokolle, Leitungsführung, Absicherung) dir als Vermieter:in übergeben wird. Vertraglich Regelungen über eine Rückbaupflicht sind für dich als Vermieter:in sinnvoll, es sei denn, die Wallbox ist objektiv weiter nutzbar und du möchtest sie übernehmen. Auch dies sollte vertraglich abgeklärt werden.
Abrechnung der laufenden Stromkosten
Für die Strom- und Kostenabrechnung kommen mehrere Modelle infrage. Am saubersten ist ein eigener Stromkreis mit separatem Zähler, der auf den Namen der Mieter:innen läuft, damit entfällt jede Diskussion über Verbrauch oder Betriebskosten. In Gebäuden mit größerer Ladeinfrastruktur sind submeteringfähige Wallboxen üblich, bei denen der Verbrauch präzise je Ladepunkt erfasst und über das Abrechnungssystem verteilt wird. Achte hier auf eichrechtliche Vorgaben für Messgeräte bzw. Submetering. Alternativ können Pauschalmodelle vereinbart werden, etwa ein monatlicher Fixbetrag. Diese Lösung ist aber nur sinnvoll, wenn der Verbrauch überschaubar ist und das Risiko eines deutlichen Mehrverbrauchs begrenzt bleibt. Ungeeignet ist es hingegen, den Ladestrom pauschal über Allgemeinstrom oder Betriebskosten laufen zu lassen, denn das führt nahezu immer zu Konflikten und ist rechtlich sehr heikel.
Unabhängig vom Modell gilt: Klare schriftliche Vereinbarungen schützen beide Seiten. Dazu gehören Regelungen zu Kosten, Strombezug, Wartung, Haftung, Rückbau und Zugang zu technischen Einrichtungen. Eine kurze Zusatzvereinbarung zum Mietvertrag oder eine separate Nutzungserklärung sorgt dafür, dass die Pflichten eindeutig sind und spätere Streitpunkte gar nicht erst entstehen.
Fazit: E-Ladestationen als Investment für die Zukunft
E-Ladestationen sind längst mehr als ein nettes Extra, sie werden zum klaren Wettbewerbsvorteil am Mietmarkt. Für dich als Vermieter:in eröffnen sie die Chance, deine Immobilie zukunftsfit zu machen, die Vermietbarkeit dauerhaft zu stärken und gegebenenfalls zusätzliche Einnahmen zu erzielen. Gleichzeitig ist die Errichtung einer Ladeinfrastruktur ein Investment, denn technische Voraussetzungen müssen geprüft, Förderungen rechtzeitig beantragt und rechtliche Spielregeln eingehalten werden.
Die größten Herausforderungen liegen meist nicht in der Technik, sondern in der Koordination. Abstimmungen mit der Eigentümergemeinschaft, Klärung der Anschlusskapazitäten, Auswahl eines passenden Abrechnungsmodells und die rechtssichere Vereinbarung mit Mieter:innen bilden einen umfangreichen Prozess, doch wer diese Punkte sauber löst, erspart sich später viel Aufwand.
Frühes Handeln lohnt sich doppelt, du profitierst von aktuellen Förderungen, kannst den Ausbau strukturiert planen und vermeidest überstürzte Einzelinstallationen, die später teuer umgebaut werden müssten. Zudem steigt die Nachfrage nach Ladepunkten jedes Jahr deutlich an.
Die Ladeinfrastruktur ist ein sinnvoller Schritt für alle Vermieter:innen, die langfristig denken und sich eine hochwertige Mieterschaft wünschen. Mit guter Planung wird aus einer technischen Neuerung ein echter Mehrwert, für deine Immobilie, für dich und für alle, die darin wohnen.
Häufig gestellte Fragen zu diesem Thema
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